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28.09.2022 CosmeticBusiness

Weg vom „End of Life“

CosmeticBusiness 2022: Nachhaltigkeit lässt sich nur mit der Kreislaufwirtschaft realisieren

Für Amarjit Sahota ist die Marschrichtung klar: Wenn es um Nachhaltigkeit geht, lässt sich diese nur mit der Kreislaufwirtschaft realisieren. Auf seinem Vortrag im Rahmen des Fachprogramms der CosmeticBusiness 2022 machte der Analyst der Marktforschungsagentur Ecovia Intelligence deutlich, warum das so ist und wie die Kosmetikindustrie dies bereits beginnt umzusetzen.

Drei-Säulen-Modell ist nach 30 Jahren zu überdenken

Sahota sprach sich dafür aus, Nachhaltigkeit neu zu betrachten. Das klassische Drei-Säulen-Modell, bei dem das Thema auf ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten beruht, stamme schließlich aus dem Jahr 1987 und sei damit über 30 Jahre alt. Die Welt habe sich seither verändert. Verbraucher sind informierter und daher anspruchsvoller, die technologischen Möglichkeiten sind vielfältiger, was alles in allem Nachhaltigkeit komplexer macht.

„Wir sind der Meinung, dass die Lösung in der Kreislaufwirtschaft liegt, die sich weg von linearen Verbrauchermodellen bewegt“, lautete Sahotas Empfehlung. Produkte sollten so entwickelt werden, dass sie kein „End of Life“ mehr haben, also stetig mittels Recycling oder Reusing im Kreislauf erhalten bleiben. „In der Natur gibt es so etwas wie Abfall schließlich nicht“, so der Berater. Dort entstehe aus Altem immer etwas Neues.

Kosmetikindustrie auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft

Mit ersten Ansätzen geht die Kosmetikindustrie bereits in diese Richtung. „Zero Waste“ lautet beispielsweise seit einigen Jahren das Ziel in der Produktion bei Procter & Gamble und Unilever. „Upcycling“ ist ein weiterer Trend, bei dem sich Nebenprodukte aus der Lebensmittelfertigung in Kosmetikprodukten wiederfinden, wie zum Beispiel Kaffeesatz in der Haarpflege oder Abfallprodukte aus der Getränkeindustrie in Haarfärbemitteln.

Weitere Trends in Richtung Kreislaufwirtschaft sieht Sahota in neuen Geschäftsmodellen wie zum Beispiel Pfandsysteme für Verpackungen, im zunehmenden Ersatz von Plastik durch abbaubare Materialien wie Holz oder Kork in Kosmetikverpackungen sowie im Recycling von CO2-Emissionen zur Verwendung in Ethanol für ressourcenschonende Kunststoffvarianten.

Ein klares „Ja, aber“ für Gütesiegel

Eher kritisch sieht Sahota die Entwicklung, den nachhaltigen Wert eines Produkts gegenüber dem Verbraucher mit einem Gütesiegel zu belegen. Dabei zweifelt der Marktforscher nicht prinzipiell an der Qualität der Siegel. Vielmehr befürchtet er ein „Abschalten“ des Verbrauchers beim Blick ins Verkaufsregal. Zum einen, so Sahota, vermischen sich zunehmend echte Siegel mit reinen Marketing-Aussagen, was nicht nur für den Laien die Unterscheidung erschwert. Zum anderen fällt es immer schwerer, überhaupt den Überblick zu behalten. Innerhalb von zehn Jahren ist die Zahl der Gütesiegel im Kosmetikbereich von fünf auf 30 gestiegen. Der Analyst geht davon aus, dass sich hier eine Entwicklung wie in der Lebensmittelindustrie abzeichnet. Dort gibt es inzwischen mehr als 200 Öko-Labels.

Um im Label-Wald eine Richtung vorzugeben, hatte Amarjit Sahota abschließend eine direkte Empfehlung für Markenhersteller. „Wir finden, die Cradle-to-Cradle-Zertifizierung ist die beste.“ Sie steht für Produktdesign hin zu einem „2nd Life“ und entspricht damit dem Gedanken der Kreislaufwirtschaft. L'Oréal, Calvin Klein und Garnier haben dies für die Kosmetikbranche bereits realisiert.

Der Vortrag ist für registrierte Nutzer in der Mediathek abrufbar unter https://www.cosmetic-business.com/programm/cosmeticbusiness/4789 .

Ecovia Intelligence
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