Herausforderung Vielfalt
CosmeticBusiness 2023: Niels Holger Wien beschrieb, wie Koexistenz die Farb- und Materialtrends des Jahres bestimmt
Unsere Zeit ist geprägt von „Coexistence“. So verkündete es Trendanalyst Niels Holger Wien in seinem Vortrag „CB Impulse 2024 Beyond“ im Rahmen des Fachprogramms der diesjährigen CosmeticBusiness. Die stets gut besuchte Trendschau über Zeitgeist, Farb- und Materialwelten ist bereits zu einer Tradition der Messe geworden. Sie ist geprägt von Wiens sehenswerter Mixtur aus Beobachtungen von Kunst, Mode, Literatur und Medien, aus der er die Trends der Zeit ableitet.
„Wir brauchen mehr von dem 'Wir'“
Das Leitmotiv, das er aktuell erkennt, ist das der Koexistenz, des Nebeneinander-Bestehens. Das ist einerseits herausfordernd, verhilft uns aber andererseits zu neuen, offeneren Sichtweisen. Hinsichtlich der stetig zunehmenden Informationsflut, der Fragmentierung und Gleichzeitigkeit ist Koexistenz verunsichernd, so Wien. Sie eröffnet aber auch einen neuen Blick auf Identitäten, „Fluid Identities“, wie Wien sie nennt. Geschlechter- oder Altersrollen werden in einem breiten Spektrum wahrgenommen und finden nicht länger nur in zwei Kategorien statt – männlich/weiblich, jung/alt. Wien schlussfolgert, dass der Mensch bei aller Fragmentierung und „Hyperindividualisierung“ vor allem einem Ziel folgen sollte: „Wir brauchen mehr von dem 'Wir'. Wir brauchen uns ganzheitlich.“ Der Mensch, die Gesellschaft und das Leben wie auch die Welt ist vielschichtig. Das gilt es für Wien letztlich zu akzeptieren und in Form der „Coexistence“ zu leben.
Dunkle Töne bringen helle Farben erst zum Leuchten
Diese bestimmt auch die Farbtrends, so Wien. Einzelne Farbgruppen ergänzen sich und vereinen sich zu einer ganz eigenen Farbwirkung. In der Farbwelt „Singularity“ wirken dunkle und leuchtende Töne zusammen, so dass wir mit ihnen glänzen können. Dunkle Farben wie Black Sapphire oder Midnight Purple liefern die Basis, welche die neuen Juwelen-Farben wie Blushed Amethyst oder Cyan Light zum Leuchten bringen. Materialien, die reflektieren und schimmern, ergänzen diese Welt. Das gesamte Spektrum der Emotionalität beschreibt Wien mit „Sympathize“. Hier geht es gleichermaßen um kühle Farben – zum Beispiel Glacier Blue oder Dried Green Lichen – wie um warme Farbtöne – Pastel Anis Green oder Light Nugat Beige. Alles sind mineralische Töne, die Ruhe ausstrahlen, weiche Texturen, die handgemacht wirken.
In der Melange besser wirken als pur
Harmonie und Symbiose koexistieren in Wiens Farbwelt „Symbiotic“. Sie bilden nicht nur die Lebendigkeit der Natur ab, sondern können auch aus natürlichen Stoffen extrahiert werden. Die sogenannten „Mushrooming Colors“ wie Winter Moss oder Mud gehören dazu. Cinnamon Bark oder Golden Sepia Brown scheinen die Sonne zu speichern, so Wien. Seine vierte Farbwelt „Resonance“ bringt den aktuellen Zeitgeist am treffendsten auf den Punkt. Kräftige Impulse wie Signal Yellow oder Digital Cyan Blue können nur auf einer neutralisierenden Basis wirken. Diese ist aber nicht einfarbig, sondern vielschichtig, zum Beispiel aus Indigo Grey oder Honest White. Laut Niels Holger Wien bedingen hier die Farben unbedingt einander: „Sie wirken in der Melange besser als pur.“ Koexistenz in Reinform.
